Wenn du immer mal wieder unter Blähungen leidest, bist du nicht allein: Fast jeder Fünfte weltweit leidet mindestens einmal pro Woche unter Blähungen.
Blähungen können entstehen, wenn wir zu viel Luft schlucken, beispielsweise weil wir zu schnell essen. Sie können aber auch auftreten, wenn es im Darm zu vermehrter Gasbildung kommt.
Auf der Suche nach Linderung fragst du dich vielleicht, ob Probiotika hier die Lösung sind. Tatsächlich gibt es wissenschaftliche Hinweise darauf, dass manche Probiotika manchen Menschen helfen können - es gibt aber noch keinen einheitlichen Ansatz, der allen hilft.
Hier erfährst du, was Forschungen über probiotische Nahrungsergänzungsmittel gegen Blähungen sagen. Du erfährst auch, welche Probiotika-Stämme hilfreich sein können und wann sich die Beschwerden bessern können.
Wir gehen auch auf mögliche unerwartete Effekte probiotischer Nahrungsergänzungsmittel ein, erläutern weitere Möglichkeiten zur Linderung von Blähungen und wann es besser ist ärztlichen Rat einzuholen.
Welche Probiotika können bei Blähungen helfen?
Probiotika sind Mikroorganismen, die deiner Gesundheit zugute kommen können.
Viele Probiotika sind als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich, beispielsweise in Kapseln, flüssiger Form oder Pulvern. Auf der Verpackung sollte angegeben sein, welcher mikrobielle Stamm bzw. welche Stämme das Nahrungsergänzungsmittel enthält.
Probiotika sind Lebensmittel mit lebenden Mikroorganismen wie z. B. Bakterien. Einige fermentierte Lebensmittel wie beispielsweise Joghurt mit lebenden Bakterienkulturen, sind probiotische Lebensmittel.
Eine 2018 veröffentlichte detaillierte Zusammenfassung vieler Studien kommt zu dem Schluss, dass bestimmte Probiotika bei manchen Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) zur Verringerung von Blähungen beitragen können.
Tatsächlich konzentrierten sich die meisten der Studien zur Untersuchung von Probiotika gegen Blähungen auf Menschen mit Grunderkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom.
Die systematische Studienübersicht legt nahe, dass folgende Probiotika bei der Linderung der Beschwerden helfen können:
- Bifidobacterium animalis
- Bifidobacterium bifidum
- Bifidobacterium infantis
- Bifidobacterium lactis
- Escherichia coli
- Lactobacillus acidophilus
- Lactobacillus delbrueckii
- Lactobacillus plantarum
- Lactobacillus rhamnosus
- Propionibacterium freudenreichii
- Saccharomyces cerevisiae
- Streptococcus thermophilus
Eine weitere großangelegte systematische Metaanalyse, die 2023 veröffentlicht wurde, kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen.
Möglicherweise hast du Escherichia coli auf der Liste entdeckt und dich an schlimme Dinge erinnert, die du über E. coli gehört hast. Lass uns das klären: Einige E. coli -Stämme können Darminfektionen verursachen, viele andere Stämme besiedeln jedoch harmlos unseren Darm - und einige können sogar bei Blähungen helfen.
Denk daran, dass deine Darmflora einzigartig ist. Daher kann jeder Mensch anders auf Probiotika reagieren.
Einige Probiotika-Stämme können auch die Häufigkeit und Regelmäßigkeit des Stuhlgangs bei Menschen mit Reizdarmsyndrom verbessern. Dies könnte wiederum bei Blähungen helfen.
Wie lange dauert es, bis Probiotika Blähungen lindern?
Medizinische Leitlinien legen nahe, dass Menschen mit Reizdarm, die Probiotika ausprobieren möchten, dies mindestens 4 bis 12 Wochen lang in der vom Hersteller empfohlenen Dosierung tun sollten.
Obwohl es für Menschen ohne Reizdarmsyndrom keine spezifischen Leitlinien gibt, empfiehlt es sich, einige Zeit durchzuhalten.
Es kann einige Zeit dauern, bis sich der Darm an die Mikroorganismen in einem probiotischen Nahrungsergänzungsmittel gewöhnt hat und sich eine Besserung bemerkbar macht.
Wenn du ein bestimmtes Probiotikum ausprobierst, empfiehlt es sich, die blähenden Beschwerden in einem Tagebuch festzuhalten. So kannst du Verbesserungen leichter im Auge behalten. Wenn sich nichts ändert, kannst du ein anderes Probiotikum oder einen ganz anderen Ansatz ausprobieren.
Können Probiotika Blähungen verursachen?
Wenn sich deine Ernährung ändert oder du neue Dinge zu dir nimmst - auch Probiotika -, braucht dein Darm möglicherweise etwas Zeit, um sich anzupassen.
Während dieser Zeit können vorübergehend leichte unerwünschte Effekte auftreten. Dazu können Blähungen, Windabgang und auch leichte Bauchkrämpfe gehören.
Zwar können derartige Nebeneffekte bei der Einnahme eines neuen Probiotikums häufig auftreten, sollten aber innerhalb weniger Tage oder Wochen auch wieder von selbst verschwinden.
Wenn du dir unsicher bist, sprich mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt über das Produkt und etwaige Effekte, die du bemerkst.
Was kannst du noch gegen Blähungen tun?
Zusätzlich zu Probiotika gibt es noch weitere Strategien, die zur Linderung von Blähungen hilfreich sein können:
- Langsameres Essen
- Kapseln mit Pfefferminzöl
- Bewegung, z. B. Spazierengehen oder Yoga
- Entspannungsbad zum Stressabbau
- Eine wohltuende Bauchmassage
- Ernährung umstellen: weniger salzig und fettig
- Mehr hydratisierende Flüssigkeiten über den Tag verteilen
- Weniger kohlensäurehaltige und alkoholische Getränke
Wann solltest du ärztlichen Rat einholen?
Gemäß dem britischen National Health Service NHS sind Probiotika für die meisten Menschen sicher. Wenn du aber gesundheitliche Probleme hast oder dein Immunsystem geschwächt ist, hole am besten ärztlichen Rat ein, sprich mit einer Ernährungsfachkraft oder frage in der Apotheke, bevor du ein neues Probiotikum ausprobierst.
Suche eine ärztliche Praxis auf, wenn die Blähungen nicht innerhalb von drei Wochen verschwinden oder wenn bei dir Folgendes auftritt:
- Blähungen mehr als zwölfmal im Monat
- Blähungen trotz Ernährungsumstellung
- Eine Schwellung oder ein Knoten im Bauch
- Blähungen mit Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Gewichtsverlust oder Blut im Stuhl
- Schwierigkeiten bei der Bewegung oder bei alltäglichen Aktivitäten aufgrund von Blähungen
Deine Ärztin bzw. dein Arzt kann herausfinden, ob deine Beschwerden auf eine Grunderkrankung zurückzuführen sind und dich entsprechend behandeln.
Zusammenfassung
Leider gibt es keinen Ansatz gegen Blähungen, der bei jedem von uns jedes Mal funktioniert.
Probiotika sind eine Möglichkeit, und wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich Blähungen bei Reizdarm-Betroffenen bessern können, wenn sie regelmäßig bestimmte probiotische Stämme einnehmen.
Da solche Verbesserungen nicht über Nacht zu erwarten sind, ist es wichtig ein Probiotikum über mehrere Wochen einzunehmen - um zu sehen, ob es hilft.
Bei Menschen ohne Reizdarmsyndrom gibt es bisher kaum Belege dafür, dass Probiotika gegen Blähungen helfen. Allerdings gibt es auch nicht viele relevante Untersuchungen dazu.
So kann zwar vermutet werden, dass Probiotika Blähungen auch bei Menschen ohne Reizdarmsyndrom reduzieren, es sind aber weitere Untersuchungen nötig, um dies mit Sicherheit sagen zu können.
Es gibt aber weitere gut belegte Möglichkeiten zur Linderung von Blähungen. Zum Beispiel können Pfefferminzöl, körperliche Aktivität und Entspannungstechniken hilfreich sein.
Außerdem kannst du deine Ernährung auf weniger fettige Speisen umstellen und den Konsum von kohlensäurehaltigen und alkoholischen Getränken einschränken.
Hol unbedingt ärztlichen Rat ein, wenn bei dir anhaltende Blähungen oder andere besorgniserregende Beschwerden auftreten.
Um mehr über Probiotika und andere Themen zur Darmgesundheit zu erfahren, besuch unseren Mikrobiom-Ratgeber.
Quellen
Bloating. (2022). Link.
British Society of Gastroenterology guidelines on the management of irritable bowel syndrome. Gut. (2021). Link.
Clinical trial: A multistrain probiotic preparation significantly reduces symptoms of irritable bowel syndrome in a double-blind placebo-controlled study. Alimentary Pharmacology and Therapeutics. (2009). Link.
Clinical trial: Lactobacillus plantarum 299v (DSM 9843) improves symptoms of irritable bowel syndrome. World Journal of Gastroenterology. (2012). Link.
Clinical trial: Multispecies probiotic supplementation alleviates the symptoms of irritable bowel syndrome and stabilizes intestinal microbiota. Alimentary Pharmacology and Therapeutics. (2008). Link.
Clinical trial: The effects of a fermented milk product containing Bifidobacterium lactis DN-173 010 on abdominal distension and gastrointestinal transit in irritable bowel syndrome with constipation. Alimentary Pharmacology and Therapeutics. (2009). Link.
Effect of a fermented milk containing Bifidobacterium animalis DN-173 010 on the health-related quality of life and symptoms in irritable bowel syndrome in adults in primary care: A multicentre, randomized, double-blind, controlled trial. Alimentary Pharmacology and Therapeutics. (2007). Link.
Efficacy of an encapsulated probiotic Bifidobacterium infantis 35624 in women with irritable bowel syndrome. The American Journal of Gastroenterology. (2006). Link.
Efficacy of probiotics in irritable bowel syndrome: Systematic review and meta-analysis. Gastroenterology. (2023). Link.
Irritable bowel syndrome in adults: Diagnosis and management. (2017). Link.
Prevalence and associated factors of bloating: Results from the Rome Foundation Global Epidemiology Study. Gastroenterology. (2023). Link.
Probiotics. (2022). Link.
Randomised clinical trial: Bifidobacterium bifidum MIMBb75 significantly alleviates irritable bowel syndrome and improves quality of life — a double-blind, placebo-controlled study. Alimentary Pharmacology and Therapeutics. (2011). Link.
Randomized controlled treatment trial of irritable bowel syndrome with a probiotic E.-coli preparation (DSM17252) compared to placebo. Zeitschrift fur Gastroenterologie. (2009). Link.
Randomized double blind placebo-controlled trial of Saccharomyces cerevisiae CNCM I-3856 in irritable bowel syndrome: Improvement in abdominal pain and bloating in those with predominant constipation. United European Gastroenterology Journal. (2016). Link.
Systematic review: Probiotics in the management of lower gastrointestinal symptoms – an updated evidence‐based international consensus. Alimentary Pharmacology and Therapeutics. (2018). Link.
The effect of oral supplementation with Lactobacillus reuteri or tilactase in lactose intolerant patients: Randomized trial. European Review for Medical and Pharmacological Sciences. Link.
The International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics consensus statement on the scope and appropriate use of the term probiotic. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology. (2014). Link.
Therapeutic effects, tolerability and safety of a multi-strain probiotic in Iranian adults with irritable bowel syndrome and bloating. Archives of Iranian Medicine. (2014). Link.